Die Ballade der Schokolade

Die Ballade der Schokolade
In ein silber Kleid gehüllt,
von weißer Mousse komplett gefüllt,
mit einem bunten Mantel um
lag ich im Laden still und stumm.
Neben mir für viele Wochen
wohnten Alfred, Clara und der Jochen.
Doch die Zeit nimmt sie mir alle
in Form von einer Menschenkralle.
Alfred, Clara gibt's nicht mehr,
doch ihre Plätze sind nicht leer,
denn die Lücken, die sie ließen,
wollen die Wärter eilig schließen.
Jeden Tag auf ihren Runden
sehen sie nach: Wer ist verschwunden?
Und noch während deiner Trauer
kommen Neue in die Mauer.
Noch glauben sie, sie sterben nie,
doch kaum gewöhnst du dich an sie,
da kommt ein Monster um die Ecke.
Es sieht uns an, fragt, ob ich schmecke.
Doch uns're Schreie hört es nicht,
sieht uns nur lange ins Gesicht.
Greift schließlich voller Gier nach einem,
nach meinem Nachbarn oder deinem.
Du kannst nichts tun, siehst einfach zu,
bis dich ergreift die kalte Ruh,
in der du voller Angst erkennst:
Du kannst nichts tun, selbst wenn du rennst.
So kommt nach angemess'ner Zeit
eine kleine schöne Maid.
Sie sieht mich schrecklich lange an.
Sie greift nach mir, ich weiß nicht wann,
und nimmt mich mit zur Schreckenskasse,
auf dass ich das Geschäft verlasse.
Noch auf dem Weg zu ihr nach Haus,
zieht sie mir meinen Mantel aus.
Sie merkt nicht, wie sie mich verletzt,
als sie mein Kleid brutal zerfetzt.
Schon bleckt sie ihre bleichen Zähne 
gleich einer hungrigen Hyäne
und beißt genüsslich in mich rein, 
hört nicht mein Leiden, nicht mein Schrei'n.
So tötet diese fiese Made
mich arme kleine Schokolade.